Geschichte der Drechslerei Teil 3

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So begann im Januar 1989 meine Tätigkeit in der eigenen Werkstatt, auf die ich mich sehr gefreut hatte. Viele technologische Abläufe der Arbeit waren auf Grund fehlender Erfahrung und mangels Maschinen und Werkzeugen noch sehr hobbymäßig, also zu umständlich. So bedurfte es auch der Abende und Wochenenden und der Hilfe meiner Frau, um genügend Figuren fertigen zu können. Trotzdem war der Erlös klein. Doch ich versuchte immer wieder zu lernen und die Arbeit zu verbessern.

Über Marketing und Vertrieb machte ich mir in der DDR keine Gedanken. Die Nachfrage nach den Figuren war groß und sobald Ware fertig war, konnte ich sie zum Teil im Werkstattverkauf bzw. über einen Einzelhändler verkaufen.
Im Herbst 1989 erfolgte die Wiedervereinigung und im Jahr darauf wurde die D-Mark eingeführt. Mit der neuen Währung kamen von heute auf morgen keine Kunden mehr. Das fehlende Vertriebssystem war jetzt ein großes Problem.

In der Bautischlerei meines Bruders war es anders. Der Bedarf an neuen Fenstern, Türen und Rollläden war riesig. Dort fand ich zum Glück Arbeit. Für das Drechseln war nun 3 Jahre nur noch abends und an den Wochenenden Zeit. Doch das Ziel, mit erzgebirgischer Holzkunst mein Brot zu verdienen, hatte ich nicht aufgegeben. Es entstanden neue Erzeugnisse und Miniaturen in Christbaumkugeln, auf Spieldosen und eine kleine Pyramide.

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Durch einen Hinweis in der Drechslerinnung suchte ich den Kontakt zum erzgebirgischen Genossenschaftszentrum Marienberg (EGZ), einem Großhändler für erzgeb. Holzkunst. Ich hatte Glück, man nahm einige Artikel ins Sortiment auf. Dadurch ermutigt, konzentrierte ich mich wieder mehr auf das Drechseln.

1993 bekamen wir eine Einladung zu einem Weihnachtsmarkt in die kleine Gemeinde Welleringhausen im hessischen Upland. Eine Tante meiner Frau hatte den Kontakt hergestellt. Für diesen Markt drechselte ich Schneemänner in 3 verschiedenen Größen. Sie entstanden aus hellem Eschenholz mit Zylinder und Besen. Bis dahin hatte ich in meiner Werkstatt alle Figu- ren farbig bemalt. Diese Schneemänner haben wir sehr gut verkauft. Die Nachfrage war größer als die Stückzahl, die wir mithatten. So drechselte ich für den nächsten Weihnachtsmarkt eine größere Serie dieser Figuren und der Erfolg war wieder so groß.

Diese Erfahrung und die Erinnerung an einen Trickfilm mit einem auf dem Eis laufenden Schneemann brachten mich auf die Idee, einen Schlittschuhläufer zu gestalten. Den Körper drechselte ich jetzt aus Ahornholz in 2 Teilen, um die typische Körperhaltung zu ermöglichen. Er bekam dazu noch Arme und Beine. Dann stellte ich ihn im EGZ Marienberg vor und auch dort fand er gleich Interesse.

Noch im selben Jahr (1995) erweiterte ich das Sortiment auf Skiläufer, Schneeballwerfer, Schneemann mit Vogelhaus und 4 Musikanten. Mit diesen Figuren stellte sich im 6. Jahr meiner Selbstständigkeit der Erfolg ein. Ich hatte meinen Platz unter den Herstellern erzgebirgischer Volkskunst gefunden. 

 

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